Dialog: Gab es in China eine Renaissance? Ein Streitgespräch
Thomas Maissen/Barbara Mittler (Universität Heidelberg)
Dienstag, 04.02.2025, 18:00 Uhr
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Webinar-ID: 851 8022 1342
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Das Streitgespräch zwischen einer Sinologin und einem Historiker dreht sich am Beispiel der „Renaissance“ um die Frage, ob Epochenbegriffe vom konkreten Zusammenhang in einem Kulturkreis auf einen anderen übertragen werden können. Was unterscheidet die italienische und abendländische Renaissance von “Wiederentdeckungen der Vergangenheit” in anderen Teilen der Welt? Wie sollen wir damit umgehen, dass Chinesen ihren politischen und kulturellen Aufbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts („4. Mai-Bewegung“) ebenfalls als „Renaissance“ bzw. alternativ auch als “Aufklärung” bezeichnen? Unsere unterschiedlichen Antworten sind wichtig für die Überlegungen, wie man heutzutage Globalgeschichte schreiben kann, ohne dass sie in den Vorgaben der westlichen Selbstdeutung gefangen bleibt.
Ausgehend von den Besonderheiten des humanistischen Dialogs, der die Entstehung der “Renaissance” als historische Periode prägte, werden in unserer Diskussion Elemente hervorgehoben, die die italienische und dann weiter gefasst die “abendländische” Renaissance von anderen solchen Bewegungen der “Wiederentdeckung der Vergangenheit” in anderen Teilen der Welt unterscheiden. Wir schließen mit der Frage, ob und wann eine Epoche wie “Renaissance” (oder Barock, Romantik, Aufklärung u.a.), die aus einer konkreten sozialhistorischen Situation stammt, auch auf andere kulturelle Erfahrungen fruchtbar übertragen werden kann.
Ziel unseres Dialogs ist es, Prozesse der historischen Periodisierung zu verstehen und zu hinterfragen, einschließlich einer Diskussion der damit verbundenen Elemente von Unterdrückung und Ausgrenzung sowie der Dynamik hinter den transkulturellen Anpassungen von Periodisierungen als Konzepte zur Ordnung der Vergangenheit. Es wird darauf hindeuten, dass es nicht nur angemessen, sondern auch wichtig sein könnte, zu berücksichtigen und zu sagen, dass China keine “Renaissance” hatte.
Prof. Dr. Thomas Maissen und Prof. Dr. Barbara Mittler bekleiden Professuren an der Universität Heidelberg, Prof. Maissen für Neuere Geschichte, Prof. Mittler für Sinologie. Ihre Wege kreuzten sich im Exzellenz-Cluster “Asien und Europa im globalen Kontext: Die Dynamik der Transkulturalität” (heute Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien).